3. Dezember 2013
Atheistische Notwehr
Nichts mehr zu sagen
Wie geht man mit geliebten und nahestehenden Menschen um, die einem permanent ihr religiöses Weltbild aufdrängen wollen und dabei die eigene wissenschaftlich orientierte und evidenzbasierte Weltanschauung als Phantasterei und Lächerlichkeit abtun? Bisweilen helfen nur noch deutliche Worte.
Ein Video von „The Thinking Atheist“ bringt das Denken vieler auf den Punkt – wie kann man sich deutlich, aber respektvoll gegen religiöse Bevormundung und geistliche Ignoranz im engsten Familienkreise zur Wehr setzen:
Deutsche Übersetzung
Der englische Originaltext ist im Video als Untertitel enthalten. Hier eine sinngemäße Übersetzung ins Deutsche:
Liebe Mama, lieber Papa. Liebe Schwester. Lieber Bruder. Lieber Freund.
Ich weiß, daß Ihr an Gott glaubt, aber ich tue das nicht. Ihr fürchtet, daß auf alle Ungläubigen die Hölle wartet, aber ich werde das nicht. Ihr haltet die Bibel für wahr, aber ich kann das nicht.
Während der letzten Monate und Jahre habt Ihr auf meiner Türschwelle gestanden, habt unzählige Male zu allen Tages- und Nachtzeiten angerufen, lange Briefe geschickt, mir Bücher gegeben und Moralpredigten gehalten, mich in die Kirche eingeladen und ohne Unterlass für meine Erlösung gebetet. Und nach all dem Flehen, den Streitereien, der Verwirrung, dem Ärger und den Tränen … nach all dem, was wir durchgemacht haben, weiß ich wie frustrierend es sein muß, daß ich Eure Sicht der Dinge noch immer nicht teile.
Doch bitte versteht, daß ich genauso frustriert bin, da Ihr zwar für Eure eigene Weltanschauung Respekt einfordert, Euch aber fortwährend und ungefragt in die meine einmischt. Das bringt uns an einen kritischen Punkt, an dem ich einige schwierige Dinge sagen und eine klare Linie ziehen muß.
Wenn Ihr weiterhin die Evolutionstheorie durch eine intellektuell unredliche Verwendung des Wortes „Theorie“ verunglimpft, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr die Beweise für Evolution durch natürliche Selektion verleugnet, welche sich in unserer Welt und unserer eigenen DNS beobachten lassen, und stattdessen glaubt, daß unser wirklicher Ursprung ein einzelnes, schwebendes Irgendwas draußen im Weltraum sei sowie ein nackter Mann und eine Frau in einem heiligen Garten mit einem verwunschenen Baum und einer sprechenden Schlange, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn es für Euch einen Sinn ergibt, daß Gott einen anständigen, vertrauenswürdigen, ehrlichen, liebevollen, hart arbeitenden, wohltätigen Ungläubigen zu ewiger Höllenqual verdammt, auf der anderen Seite jedoch einem Serienmörder Zutritt zum Himmel gewährt, nur weil dieser sich auf dem Sterbebett bekennt, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr glaubt, daß die Menschen der Bronzezeit ein Alter von fast 1000 Jahren erreichen konnten, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr glaubt, daß eine Kirche – ein Haus Gottes! – jemals eine Versicherung gegen Naturkatastrophen abschließen sollte, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr für einen von erfahrenen Ärzten durchgeführten komplizierten chirurgischen Eingriff einen Eigenanteil von $2000 bezahlt, Euch über mehrere Wochen hinweg mit verschreibungspflichtigen Medikamenten erholt, welche von Wissenschaftlern entwickelt wurden, und dann Gott für die „barmherzige Heilung“ dankt, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr glaubt, es ist moralisch und gerecht, einem Baby die Spitze eines Schwertes ins schlagende Herz zu stoßen; wenn Ihr glaubt, es ist vertretbar, daß ein allmächtiger, barmherziger Gott 300.000 Männer, Frauen, Teenager und Säuglinge in einem Tsunami ertrinken läßt, da „seine Wege unergründlich seien“; wenn Ihr glaubt, ein liebender Gott ließe es zu, daß ein Kind in den Armen seiner verzweifelten Eltern an Krebs stirbt, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Wenn Ihr an Riesen glaubt, Übermenschen, Einhörner, fliegende Streitwagen, Untote, Leviathane, heilenden Schlamm, sprechende Tiere und an den biblischen Bericht eines Mannes, der unter Wasser drei Tage im Bauch eines riesigen Fisches überlebt haben will, dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.
Schlußendlich sollt Ihr wissen, daß ich Euch liebe. Aber wenn Ihr nach all diesen unglaubwürdigen Geschichten noch immer denkt, die Beweislast läge bei mir, daß meine Position die unvernünftige ist, die phantastische, die lächerliche, und wenn Ihr mich, mein Privatleben, meine Entscheidungen, meine persönlichen Grenzen und meine Weltanschauung nicht mit dem gebotenen Respekt behandeln könnt bzw. wollt, um den ich so oft gebeten habe …
Dann haben wir uns nichts mehr zu sagen.