22. September 2014

Hostien beschlagnahmt

Gammel­fleisch­skandal im Vatikan

Der Ärger um Hostien geht weiter. Nachdem immer wieder mal konsekrierte Hostien aus Heiligen Messen entwendet werden und den vermeintlichen Dieben gar die Entführung Gottes unterstellt wird, sieht sich jetzt die gesamte katholische Kirche mit einem Gammel­fleisch­skandal gar biblischen Ausmaßes konfrontiert.

„Es habe schon immer so einen komischen Geschmack gehabt“, sagte jüngst eine streng katholische Gläubige, die aus Angst vor göttlicher Strafe unerkannt bleiben möchte, über ihre Erfahrungen während der Kommunion. Und die Berichte über einen modrigen, unangenehmen Geschmack der gewandelten Hostien häufen sich lawinenartig. Nachdem viele Gläubige jahrelang schwiegen und die Schuld bei sich selbst suchten, wie sie es als brave Schafe von klein auf gelernt haben, wagen jetzt immer mehr den Schritt an die Öffent­lich­keit und machen ihrem Ärger, aber auch ihrer Verzweiflung Luft. Sie wollen sich nicht länger damit abfinden, nicht fest genug geglaubt zu haben oder von Gott geprüft zu werden, sondern verlangen eine Aufklärung der wahren Hintergründe.

Die großen Hostien­hersteller weltweit haben bereits einhellig erklärt, jegliche Verantwortung für das Problem abzulehnen. In einer gemeinsamen Stellung­nahme heißt es, „das Backwerk werde permanent strengen Kontrollen unterzogen und verlasse die Fabriken in hervorragender Lebens­mittel­qualität“. Auch schädliche Einflüsse während des Transports oder Verunreinigungen durch andere Religionen als der nach katholischem Selbstverständnis einzig wahren könne man ausschließen. Die Vorgänge in den einzelnen Kirchen während der Trans­substan­tiation jedoch, bei welcher die Hostien in den wahrhaftigen Leib Jesu gewandelt werden, lägen weit außerhalb ihrer Kontrolle, so die Hersteller. Die Ursachen des unangenehmen Geschmacks müßten somit in dem Ritual selbst begründet sein.

Argumentative Unterstützung dieser These erhalten die Oblaten­bäcker hierbei von Vertretern der Metzgerzunft. Kundige Fleischer wüßten selbstverständlich, daß auch gut abgehangenes und in trockenem Wüstenklima gelagertes Fleisch nicht unbedingt ewig haltbar ist und irgendwann ein natürlicher Zerfalls- und Verwesungs­prozeß einsetzen kann, sofern keine Mumifizierung stattfindet. Es sei daher mög­licher­weise eine grundsätzlich schlechte Idee, die Hostien ausgerechnet in das Fleisch einer über 2000 Jahre alten Leiche zu verwandeln.

Interimsglaube

Aus Kirchenkreisen ist bislang keine offizielle Stellungnahme zu verlauten gewesen. Man gibt sich pikiert schweigsam, erschüttert dieser Skandal doch eine der Grundfesten des katholischen Glaubens. Doch intern läuft die Suche nach einer schnellen Lösung bereits auf Hochtouren. So solle den Diözesen weltweit mög­licher­weise empfohlen werden, vorübergehend von einer Wandlung der Hostien in den Leib Christi abzusehen und den Gläubigen während der Messe stattdessen einen kräftigen Atemzug konsekrierten Heliums anzubieten, so daß sie statt Jesus stellvertretend den Heiligen Geist in sich aufnähmen. Dieser vorübergehende Schritt sei aufgrund der trinitarischen Verknüpfung auch theologisch vertretbar, ebenso wie die rein formelle Umbenennung von „Hl. Geist“ in „He-Geist“, so ein Kirchenexperte. Möglicherweise würde dies sogar die Stimmung während der ansonsten meist doch eher trübsinnigen und ständiger Todes­gegen­wart ausgesetzten Gottesdienste heben.

Abgesehen von den aktuellen Schwierig­keiten in ihren Messen trifft dieser Skandal die Kirche noch aus einem anderen Grund zur Unzeit, denn neben den gewandelten Hostien steht jetzt auch konsekrierter Traubensaft als Blut Jesu in der Kritik. Im Zuge einer Neuorien­tierung des Vatikans auf mehr Nächsten­liebe und die Wiederer­langung eines stärkeren Bezugs der Kirchen zur gelebten Realität ihrer Gläubigen sollte gewandelter Saft weltweit Kranken­häusern als dringend benötigte Blutkonserven zur Verfügung gestellt werden. Doch diese Pläne liegen nun für unbestimmte Zeit auf Eis.

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