6. Juni 2012
Astronomisches Jahrhundertereignis
Venustransit
Astronomen und Hobby-Sternekucker weltweit fieberten dem Ereignis des Jahres entgegen – dem Vorbeiziehen der Venus an der Sonne. Ein solcher Transit ist rein optisch zwar eigentlich eher unspektakulär, aber dennoch spannend und vor allem höchst selten: Bis zum nächsten dauert es gut 105 Jahre.
In Deutschland war die Beobachtbarkeit vielerorts Glückssache, doch im Nordosten spielte das Wetter perfekt mit. Fast wie bestellt und auf den Punkt geliefert zeigte sich der Himmel über Berlin am Mittwoch Morgen nahezu wolkenlos. Letzte Wolkenbänder in der Nähe des Horizonts verschönerten gar den Sonnenaufgang, danach herrschte absolut klare Sicht.
Der Transit war zum Zeitpunkt des Sonnenaufgangs in Deutschland bereits in vollem Gange, der Beginn erfolgte gegen 0:00 Uhr MESZ und war somit hierzulande nicht beobachtbar. Doch auch das letzte Drittel allein war imposant.
Auf dem alten Flakturm auf der Humboldthöhe hatten sich in aller Frühe rund ein Dutzend Hobbyastronomen versammelt. Aus gut 80m Höhe bot sich ein perfekter Blick über die Stadt hin zum nordöstlichen Horizont.
Das Wetter meinte es gut, und so stieg um kurz vor 5 Uhr die Sonne als „Roter Riese“ über den Horizont, zuvor angekündigt von einer Lichtsäule in den Wolken. Für einen kurzen Moment war die Venus gar ohne Filter zu erkennen, doch bereits wenig später machte die rapide zunehmende Intensität der Sonne das Aufsetzen von Schutzbrillen und Filtern für die optischen Instrumente notwendig.
Ein Beobachter hatte einen kleinen Refraktor mitgebracht, ein anderer ein einfaches, aber sehr effektives Gerät zur gefahrlosen Sonnenbeobachtung mittels Projektion auf eine weiße Fläche. Dazu kamen Kameras und Ferngläser.
Bereits mit bloßem Auge ließ sich die Venus als winziges schwarzes Pünktchen vor der Sonnenscheibe ausmachen, wenn man wußte, wohin man zu schauen hatte. Doch wirklich Spaß machte es erst mit entsprechender Vergrößerung durch optische Instrumente. Dann zeigten sich auch vereinzelte Sonnenflecken.
In der kleinen Gruppe auf dem Flakturm herrschte eine sehr lockere Atmosphäre. Man plauderte entspannt und schaute auch immer wieder mal durch die Instrumente und Kameras der anderen. Nach gut 2h war das Spektakel vorbei. Dank des hervorragenden Wetters an diesem Morgen bleibt der Eindruck eines faszinierenden, kosmischen Schauspiels.