31. Dezember 2012
Fernbeten
Fürbitte 2.0
In kritischen Situationen sind Gläubige dankbar, wenn ihnen die Unterstützung des Himmels nicht nur durch eigenes Beten zuteil wird, sondern insbesondere auch durch möglichst zahlreiche Gebete anderer. Ein meßbarer Effekt ist beim „Beten lassen“ natürlich nicht nachweisbar, doch Glaube versetzt bekanntlich Berge und der Placebo-Effekt tut sein Übriges. Für ein Geschäftsmodell reicht es allemal.
Eine schöne Vorstellung: Man teilt sein gebetswürdiges Anliegen einer großen Menge wildfremder Menschen mit und diese legen bei Gott ein gutes Wort für einen selbst ein, ohne daß man selber noch gebetsmäßig tätig werden muß. Das Portal amen.de will dabei behilflich sein, die Hilfesuchenden und die Fürbitteleistenden mit Hilfe moderner Technik zusammenzubringen.
Die Anliegen werden den betfreudigen Gläubigen per E-Mail oder SMS mitgeteilt. Eine spätere App wird das „Fremdbeten“ sogar noch schneller und effizienter machen. Ob in der Warteschlange beim McDonalds oder auf dem Kneipenklo – für ein schnelles Auftragsgebet zwischendurch ist immer Zeit.
Ob der Hilfesuchende davon auch etwas hat, ist fraglich. Zumindest aber die Portalbetreiber werden schon nicht zu kurz kommen, wird doch fleißig um Spenden geworben. Bescheidene 15.000 € sollten für den Anfang genügen. Und auch die Auftragsbeter können ihr Punktekonto bei ihrem Religionsanbieter verbessern und selbst beim nächsten Durchfall noch auf praktizierte Nächstenliebe verweisen.
Aber es geht auch vollkommen kostenfrei mit nicht minder großem Erfolg – alles nur eine Frage des Glaubens. Moderne Technik erlaubt auch automatisiertes und sogar konfessionsübergreifendes Beten!
Fremdbeten war gestern – jetzt gibt es das Gebetophon!