25. Januar 2013
Kriminelle Steine
Lego-Volksverhetzung eskaliert
Die Türkische Kulturgemeinde Österreich ist in Aufruhr – der Lego-Bausatz „Jabba’s Palace“ erfülle aufgrund seiner gravierenden Ähnlichkeit zur Hagia Sophia in Istanbul, der Verherrlichung von Gewalt sowie rassistischer Tendenzen den Tatbestand der Volksverhetzung und sei „pädagogischer Sprengstoff für Kinder“, heißt es. Inzwischen eskaliert der Skandal, denn die Religionswächter sehen sich noch bei vielen weiteren, nur vermeintlich unverfänglichen, Dingen in ihren Ansichten bestätigt. Weitere Klagen sind angekündigt.
Schamloses Plagiat
Die Steine des Anstoßes sind derer 717 an der Zahl – soviel umfaßt der Lego-Bausatz „Jabba’s Palace“. Der Hauptvorwurf der Türkischen Kulturgemeinde Österreich bezieht sich auf die Verunglimpfung sakraler Bauten wie der den Christen geklauten und islamisierten Hagia Sophia in Istanbul durch schamlose 1:1-Nachahmung in einem vom Bösen durchsetzten Kriegsbauwerk.
Und die Ähnlichkeiten sind wirklich verblüffend – nur ein geschultes Auge ist noch in der Lage, Original und Nachbau sicher zu unterscheiden. Zwar ist Jabbas Palast aus einem ganz anderen Material gebaut, hat eine andere Farbe, ist völlig anders strukturiert, hat ein flacheres Dach, verfügt über einen massiven Abwehrturm anstatt vier graziler Minarette und steht zudem auf einem anderen Planeten. Doch all diese Tatsachen verblassen angesichts des am meisten verstörenden Vergehens: Er hat eine Kuppel!
Die Star Wars-Designer müssen sich hier den Vorwurf gefallen lassen, es ganz bewußt auf eine Provokation haben ankommen zu lassen. Ein Fachwerkhaus mit reetgedecktem Giebeldach hätte es auch getan und keine religiösen Gefühle verletzt.
Das Ei des Mohammed
Inzwischen eskaliert der Streit, denn die Tugendwächter haben weitere Verstöße ausgemacht: Auch ein sonntägliches Frühstücksei ist offenbar durchsetzt von Religionsfeindlichkeit und Fremdenhaß, wie das bereits vorab durchgesickerte neue Protestplakat der Türkischen Kulturgemeinde beweist.
Die Vorwürfe: Die schnörkellose, schlichte Schale des Eies ist eine groteske Herabsetzung und würdelose Simplifizierung der kunstvoll gestalteten Kuppeln vieler sakraler Bauten. Der beistehende Salzstreuer als Minarett ist gar noch verstörender: Nicht nur, daß die überaus wichtige Funktion des Muezzins als Rufer zum Gebet hier reduziert wird auf ein unbedeutendes Salzkorn unter Millionen anderen – im Inneren des Minaretts findet sich gar ein volles Lager geächteter Kriegswaffen!
Jeder Schüler mit grundlegenden Kenntnissen in Chemie weiß über die Zusammensetzung von Kochsalz – chemisch NaCl – Bescheid: Natrium und Chlor. Beides sind hoch aggressive Elemente, wobei insbesondere Chlor das Potential zur Massenvernichtungswaffe hat. Ein derartiges Arsenal im Inneren eines sakralen Baus komme einer Kriegserklärung an die gesamte islamische Welt gleich, so ein Sprecher der Gemeinde.
Die Tage des Sonntagseis sind also gezählt, so scheint es. Auch die zahlreichen eierlegenden Spezies stehen vor der Wahl, sich in Eil-Evolution entweder alternative, religionsfreundlichere Formen der Fortpflanzung zu suchen oder aber auszusterben. Gründlichere Überlegungen zu Beginn oder aber zumindest der in religiösen Fragen stets angebrachte vorauseilende Gehorsam hätte ihnen dieses Schicksal erspart.
Auch andere Produkte am Ende
Ein muslimischer Verein, dessen Name noch nicht bekannt ist, kündigte in diesem Zusammenhang bereits weitere Proteste und rechtliche Schritte an. „Besonders zum Jahresende hin ist für viele unserer Mitglieder der Einkauf in einem Supermarkt eine einzige Tortur“, so ein Sprecher. Insbesondere Dominosteine in der Geschmacksrichtung zartbitter hätten in Form und Farbe eine frappierende Ähnlichkeit mit der Kaaba in Mekka, dem zentralen Heiligtum des Islams. Dennoch würden sie von vielen „Kuffār“, also Ungläubigen, ohne den gebotenen religiösen Respekt gedankenversunken und lustvoll vernascht. Diese eklatante Mißachtung religiöser Gefühle sei nicht länger hinnehmbar, so der Sprecher weiter.