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Venustransit 2012
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2012

3. Mai 2012

Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“

Probebetrieb am neuen Flughafen BER

Der Countdown läuft. Vier Wochen vor der Eröffnung ist der Ausbau des Terminals schon weit fortgeschritten. Doch es bleibt auch noch genügend zu tun, so daß bis zur letzten Minute gearbeitet werden wird. Parallel dazu laufen die letzten Tests mit Komparsen. Zeigte sich die Abfertigungstechnik mittlerweile schon deutlich ausgereifter und zuverlässiger als noch vor wenigen Wochen, war diesmal der Faktor Mensch die entscheidende Schwachstelle: Ein Probebetriebstag ganz im Zeichen von Pleiten, Pech und Pannen.

Wie üblich wurden wir gegen 8:30 Uhr am S-Bahnhof Schönefeld aufgesammelt und mit 11 Bussen zum BER-Terminal gefahren. Ich landete (zunächst) in Bus 2. Hier zeigten sich schon die ersten Unstimmigkeiten: Zwar lagen auf jedem Sitz Helm und Warnweste bereit, doch es fehlten unsere Komparsen-Ausweise für den Tag sowie Trinkflaschen.

Draußen vor dem Bus hatten sich diesmal einige echte Passagiere unter die Komparsen verirrt. Diese wurden von unserem Busfahrer freundlich auf den Weg zum Terminal aufmerksam gemacht. Zu uns meinte er dann mit einem Schmunzeln: „Die wollen wohl wirklich weg.“ Nachdem auch unsere beiden Begleiterinnen vom ORAT-Team (Operational Readiness and Airport Transfer) – leicht zu erkennen am roten Helm und roter Warnweste – zugestiegen waren, ging es los.

Zufällig mit an Bord und im Bus direkt hinter mir war auch eine Reporterin des Wall Street Journals. Neben ihrer Mitarbeit als Komparsin führte sie im Laufe des Tages Gespräche und kurze Interviews mit anderen „Passagieren“.

Anders als bei früheren Fahrten zur Baustelle fuhren wir diesmal über Waßmannsdorf und Selchow. Dort kam uns auf der neugebauten S-Bahn-Trasse zum Terminal ein Testzug entgegen. Die Zufahrt über die ebenfalls neugebaute Ortsumgehung Selchow ist nicht für den Passagier­verkehr gedacht, sondern dient der Anbindung der westlichen Betriebsflächen an das Straßennetz. Während der Fahrt erhielten wir unsere Einweisungen für den Tag, welche diesmal vorformuliert waren und vom Blatt abgelesen wurden. Zudem wurde die übliche Liste herumgereicht, in welche wir uns alle mit Namen, Anschrift usw. einzutragen hatten. Diese Liste sollte später noch für Probleme und leichten Spott unsererseits sorgen, insbesondere da wir noch immer nicht unsere Ausweise hatten, deren Nummern dort ebenfalls einzutragen waren.

Nach der Einfahrt auf das Flughafen­gelände gab es prompt das nächste Problem – unser Fahrer hatte im wahrsten Sinne des Wortes keinen Plan, sondern fuhr einfach den anderen Bussen über die Rollwege hinterher. Vereinzelt wiesen wir ihm gar selbst die Richtung: „Da hinten ist der rote (Bus), also hier vielleicht rechts abbiegen?“ Aber irgendwie erreichten wir dann doch unseren Stellplatz, diesmal weit draußen auf dem Vorfeld E in der Nähe des Towers.

Hier war dann erstmal warten angesagt. Zum einen machte noch immer die Namensliste ihre gemächliche Runde durch den Bus – bei früheren Fahrten gingen einfach mehrere Listen parallel durch den Bus, was die Zeit deutlich verkürzte. Bei uns hingegen war es nur ein einziger Zettelstapel. Zum anderen warteten wir auch noch immer auf unsere Ausweise. Ursprünglich war von Seiten ORATs wohl nur mit 10 Bussen geplant worden, ein elfter kam kurzfristig noch hinzu. Als dann die Ausweise schubweise in mehreren Stoffbeuteln schließlich doch eintrafen und im Bus verteilt wurden, mußten wir im vorderen Teil des Busses erneut auf die Liste warten, um unsere Ausweis­nummern nachtragen zu können …

Immerhin konnten wir uns zwischendurch kurz die Beine vertreten und ggf. einen Toiletten­container aufsuchen. Wir erhielten letzte Anweisungen zum Übungsablauf sowie Handzettel mit einer Flugnummer für den ersten Test.

Für uns stand diesmal nur eine einzige sogenannte Welle auf dem Programm, diese aber dafür mit vier einzelnen Aufgaben direkt hintereinander:

  1. Ankunft Flug DE4711 aus Teneriffa (TFS)
  2. Flug Brussels Airlines SN8011 nach Brüssel (BRU)
    11:40
    Handgepäck oder 1‑2 Gepäckstücke
  3. Ankunft Flug SU3115 aus Moskau (SVO)
  4. Flug easyJet EZY4107 nach Madrid (MAD)
    13:45
    kein Gepäck

Zwischendurch sollten dann irgendwann im Terminal die üblichen Lunchpakete verteilt werden. Eine größere Pause zwischen den einzelnen Tests war nicht vorgesehen.

Nachdem nochmal sichergestellt worden war, daß auch alle an Bord sind, ging es los. Wir fuhren auf kleinen Umwegen in Richtung der östlichen Zufahrt und über diese auf die Abflugebene direkt vors Terminal – wie gewohnt immer schön einem anderen Bus hinterher.

größeres Bild Sammeln am Bus

Als wir unsere Position am Terminal erreicht hatten, verzögerte sich unser Aussteigen noch ein wenig – die vermaledeite Namensliste! Wer schon komplett eingetragen war, durfte den Bus bereits verlassen. Meine Frage, ob persönliches Handgepäck im Bus verbleiben könne, wurde ausdrücklich bejaht, doch das sollte sich später noch als Fehler erweisen. Eine unserer Begleiterinnen wurde von einer anderen ORAT-Mitarbeiterin nachdrücklich nach draußen zitiert, um die bereits ausgestiegenen Komparsen am Bus zu sammeln und zusammenzuhalten.

Irgendwann war die Liste dann (halbwegs) komplett und auch die letzten konnten endlich aussteigen. Hinter uns stauten sich bereits die anderen Busse, alle anderen vor uns waren schon längst abgefahren. Wir waren etwas besorgt – nicht nur hatte unser Listenchaos fast den gesamten „Flugverkehr“ aufgehalten und unsere Landung gefährdet; insbesondere fragten wir uns, wie unser nun auf sich allein gestellter Busfahrer den Weg zurück finden sollte, schließlich konnte er jetzt keinem mehr hinterherfahren …

Ankunft aus Teneriffa

Immerhin war die erste Aufgabe recht zügig erledigt – Ankunft aus Teneriffa-Süd (TFS). Nach Betreten des Terminals wurden wir auf verschlungenen Pfaden nach unten auf die Ankunftebene geführt. Dort wies uns eine menschliche Anzeigetafel in hand­geschriebenen Lettern den Weg zu unserem Ankunft-Gate und unserem Gepäckband. Wir sollten uns jeder einfach ein Gepäckstück schnappen und dann in Richtung Ausgang bewegen.

Am Gepäckband ergaben sich skurrile Situationen aufgrund der Tatsache, daß wir uns unser Gepäck ja aussuchen konnten: „Ich will den grünen da!“ oder auch „An dem Trolley sind die Rollen kaputt – ich nehme einen anderen.“

größeres Bild Draußen auf der Ankunftebene

Draußen angekommen drückten wir unser Gepäck ORAT-Mitarbeitern in die Hand und damit war dieser Teil bereits erledigt. Über die große Treppe in der Mitte des Terminals gelangten wir wieder nach oben auf die Hauptebene. Ein uns entgegenkommender Arbeiter amüsierte sich, daß wir auf der doch recht engen Treppe mehr oder weniger in Zweierreihen liefen, fast so wie im Kindergarten.

Einchecken nach Brüssel

Oben angekommen wartete direkt die nächste Aufgabe. Zunächst wurden durch unsere beiden Begleiterinnen Zettel verteilt, auf denen die Menge der zu holenden Gepäckstücke vermerkt war. Einer kleinen Gruppe von 10 Komparsen – mich eingeschlossen – war bereits vorher im Bus aufgetragen worden, sich bei diesem Test nur Handgepäck zu holen. Des Weiteren erhielten wir vereinfachte Flugtickets. Auf die Geschlechter wurde hierbei nicht geachtet (ich hatte diesmal Glück), was aber für die Übung auch nicht weiter von Belang war. Immerhin hatten wir in unserer kleinen „Handgepäck-Gruppe“ eine Frau mit dem hübschen Namen Céline Dion dabei. Vielleicht wird aus der mal was …

größeres Bild Arbeiten am Terminaldach

Draußen vor dem Terminal lagerten riesige Mengen alten und zerlumpten Gepäcks, wo wir uns entsprechend unserer zugeteilten Gepäckmenge versorgen sollten. Wir mußten allerdings kleinere Umwege laufen, denn während ein Bautrupp sich in schwindelerregender Höhe um Deckenarbeiten kümmerte, war ein anderer mit schwerem Gerät gerade dabei, frischen Asphalt aufzutragen. Wir Handgepäckler suchten uns die kleinsten verfügbaren Taschen heraus, dann gingen wir wieder ins Terminal, um einzuchecken.

größeres Bild Abflugbereich B im nördlichen Hauptpier

Der Check-In lief problemlos und recht zügig ab, was auch an der überschaubaren Passagierzahl lag. Auch der automatisierte Zutritt zum Sicherheitscheck mittels Bordkarten-Scannern gestaltete sich deutlich unproblematischer als noch vor wenigen Wochen. Nach dem Sicherheitscheck – ich mußte diesmal nach Piepen des Türrahmens in die Nachkontrolle – gelangten wir durch noch immer unfertige Gänge und entlang an Bauzäunen in die Markthalle und zu der Anzeigetafel, welche zu jedem Gate die grobe Dauer des Fußwegs auflistete. Unser Gate B20 am Nordende des Hauptpiers war innerhalb weniger Minuten erreichbar.

Dort war bereits Personal eingetroffen, doch das Boarding hatte noch nicht begonnen. Also schauten wir uns in Ruhe um und schlugen die Zeit mit Plaudereien und Späßen tot: Das Gate B20 liegt genau an der Ecke und nahe des Übergangs vom Hauptpier zum Nordpier. Im Eckbereich entsteht ein Pub – bis zu dessen Eröffnung wollten wir allerdings doch nicht warten. Einige der in die Wände eingelassenen Info-Monitore sehen im abgeschalteten Zustand einer Mikrowellentür verblüffend ähnlich, was ebenfalls zu entsprechenden Kommentaren und Witzeleien unsererseits führte.

größeres Bild Am Gate 20 in der nörd­lichen Ecke des Haupt­piers

Während einige Passagiere ein paar Meter weiter gehen wollten, da dort wohl etwas bessere Luft war, und auch ich im Bereich des Gates etwas herumlief, ertönte plötzlich lauter Alarm. Eine männliche Stimme forderte uns ruhig, aber bestimmt dazu auf, umgehend das Gebäude durch die nächsten Notausgänge zu verlassen. Besondere Rücksicht nehmen sollten wir dabei auf Be‑… an dieser Stelle brach die Ansage ab. Die ORAT-Leute schauten genauso verblüfft und ratlos drein wie wir. Sollten wir dem nun Folge leisten? Hektischer Funkverkehr. Doch im Ernstfall kann man auch nicht erst lange überlegen, ob der Alarm echt ist. Geschätzte zwei Dutzend Komparsen waren also tatsächlich schon durch den nächstgelegenen Notausgang nahe der Mikrowelle runter und raus aufs Vorfeld.

Es dauerte etliche Minuten, bis unsere beiden rotgekleideten ORAT-Damen wirklich realisierten, daß ihnen ein paar von uns verlustig gegangen waren. Schließlich lief eine der beiden den „Flüchtigen“ hinterher und brachte sie wieder nach oben. Es folgten die üblichen Frotzeleien und Albernheiten: „Na, war’s schön warm hier oben?“ „Ja. Während ihr an der frischen Luft wart, haben wir es hier am Brennen gehalten!“ usw.

Kurz darauf machte eine Meldung die Runde, unser Flug nach Brüssel wäre annulliert worden, wenig später folgte von offizieller Seite die Bestätigung. Ob dies mit dem vermeintlichen Alarm zusammenhing, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Boarding wurde jedenfalls abgebrochen und wir sollten uns sammeln.

Wir Passagiere mit Handgepäck standen zunächst etwas ratlos da. Und auch ORAT erging es nicht besser: Zunächst hieß es, das Gepäck könne am Gate zurückgelassen werden. Doch schon wenig später wurden wir darüber in Kenntnis gesetzt, daß wir es leider doch mitzunehmen hätten und dann später draußen irgendwo abgeben sollten. Jetzt ließen erste Passagiere völlig zu Recht aufkommenden Unmut verlauten. Aber dies war ja schließlich ein Probebetrieb, wo noch vieles schiefgehen kann. Wir schnappten uns also unser Handgepäck und suchten gemeinsam mit den anderen und unseren Begleiterinnen den nächsten Ausgang.

größeres Bild Die Suche nach einem Ausgang

Aber auch einen solchen zu finden, ist nicht immer leicht. Das Treppenhaus, zu dem wir geführt wurden, war am unteren Ende offenbar verschlossen, so daß die Komparsen, die schon durch waren, wieder kehrt machen mußten. Erneut hektischer Funkverkehr bei ORAT. Inzwischen war auch eine weitere, aber ebenso ratlose Mitarbeiterin zu uns gestoßen und suchte ebenfalls einen unverschlossenen Ausgang.

Schließlich wurden wir um ein paar Ecken und eine Schleuse aus diesem Teil des Piers geleitet.

Ankunft aus Moskau

Vielleicht läuft die nächste Aufgabe ja wieder besser. Wir erhielten erneut Handzettel mit einer Flugnummer für unsere Ankunft aus Moskau-Scheremetjewo (SVO). Unsere beiden Damen geleiteten uns zu einem recht weit entfernten Gate im Nordpier.

Und wir führten noch immer unser Handgepäck mit. Ein Trolley mit kaputten bzw. gar nicht mehr vorhandenen Rollen klingt interessant und ist sicher ein guter, erster Belastungstest für den frisch verlegten Fußboden. Zumindest haben wir keine Streifen hinterlassen.

größeres Bild Rückweg vom Nord- zum Hauptpier

Am Gate angekommen stimmte aber offensichtlich schon wieder etwas nicht! Ob die Leute vor Ort nicht informiert waren oder es schlichtweg das falsche Gate war – wer weiß. Es gab einige Gespräche zwischen den ORAT-Leuten und natürlich wieder hektischen Funkverkehr. Doch unter Bedauern wurde uns schließlich mitgeteilt, daß wir unverrichteter Dinge dorthin zurücklaufen müßten, wo wir hergekommen waren.

Der Unmut unter den Komparsen wuchs allmählich. Insbesondere wir zehn Handgepäckler vom Brüssel-Flug schleppten noch immer sinnlos unser Zeugs durch die Gegend. Zudem knurrte uns allen mittlerweile gehörig der Magen, zu trinken hatten wir auch nichts. Besonders grausam war daher die Ansicht uns entgegen­kommender Komparsen anderer Busse, welche bereits ihre Lunchpakete erhalten hatten. Wir nahmen es mit Galgenhumor: „Schmeckt’s?“ „Ja, lecker.“ „Schön!“

Im Bereich des Hauptpiers wurde es einigen Gepäckträgern dann aber doch zuviel. Gedankenspiele machten die Runde, das Gepäckstück einfach irgendwo stehen zu lassen, schließlich war es nicht unsere Schuld, daß wir die Teile immer noch bei uns hatten. Und irgendwo blieb dann auch tatsächlich ein Gepäckstück unbeaufsichtigt liegen …

Mittagspause

größeres Bild Der Marktplatz

Schließlich trafen wir wieder in der Markthalle ein, welche sich in den letzten Wochen doch erheblich gemausert hat – es ist noch nicht lange her, daß die gesamte Halle bis unters Dach mit Gerüsten zugebaut war. Nun nimmt sie deutliche Konturen an.

Und wir bekamen endlich was zwischen die Zähne. Es gab die üblichen Lunchpakete, doch wenn man über eines absolut nicht meckern kann, dann ist es die Verpflegung: Die Ciabattabrote sind immer ausgesprochen lecker und variieren ein wenig von Probetag zu Probetag, ebenso die Dessert-Beigaben. Ich hatte mich wieder für die Käse-Version entschieden:

  • Ciabattabrot mit Gouda und Karotten-Ananas-Salat
  • Muffin
  • Apfel
  • 0,5l Multivitaminsaft

Sehr schmackhaft. Der Wunsch eines Passagiers nach dem Lunchpaket mit dem Schnitzel und Berliner Pilsner wurde allerdings freundlich, aber entschieden abgelehnt …

größeres Bild Mittagspause

Die ORAT-Mitarbeiterinnen an der „Futterkrippe“ teilten unseren beiden Begleiterinnen mit, daß eigentlich vorgesehen war, die Mahlzeit während der Wartezeit am Gate einzunehmen. Doch diese stellten ganz richtig fest, daß sie uns nicht noch weiter hin- und herschicken könnten, zumal teilweise noch immer mit Gepäck. Also blieben wir in der Markthalle und aßen dort, umringt von Arbeitern und anderer „Laufkundschaft“ wie z.B. Polizisten und Feuerwehrleuten.

Wir hatten unsere beiden rotbehelmten ORAT-Damen mittlerweile inoffiziell „Rotkäppchen“ getauft. Und dies war gar nicht mal böse gemeint, aber die beiden waren bei aller Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft doch viel zu unerfahren für die kompetente Betreuung einer Testgruppe und somit komplett überfordert – da blieb nur noch der Humor und leichter Sarkasmus.

Einchecken nach Madrid

größeres Bild Am Gate B38 im Low-Cost-Nordpier

Die letzte Aufgabe des Tages stand an. Wir erhielten wieder provisorische Tickets für unseren Flug mit easyJet nach Madrid. Diesmal war ein gewisser Lukas Podolski mit an Bord. Daß zunächst wieder Uneinigkeit darüber herrschte, ob dieser Flug nun mit oder ohne Gepäck durchgeführt werden sollte und wir von der Markthalle aus obendrein zunächst wieder in eine falsche Richtung geschickt wurden, braucht eigentlich gar nicht mehr erwähnt zu werden. Aber wir kannten uns im Terminal mittlerweile besser aus als unsere Begleiterinnen, somit erreichten wir dann nach kurzer Zeit auch wieder die Haupthalle. Das Einchecken an der easyJet-Insel lief problemlos. Ich gab kurzerhand mein noch immer vorhandenes Handgepäck vom Brüssel-Flug auf, damit war die Sache erledigt.

Nach dem obligatorischen Sicherheitscheck machten wir uns also zum wiederholten Male auf in das weit entfernte Nordpier zu unserem Gate. Die Temperaturen hier waren inzwischen recht mollig. Im Hochsommer dürfte es gerade hier bei den Billigfliegern unangenehm werden, denn eine wirkliche Klimaanlage gibt es in diesem Teil des Flughafens nicht – größerer Komfort würde sich auf die Ticketpreise auswirken.

größeres Bild Ausruhen nach dem Boarding

Doch trotz spartanischer Ausstattung und z.B. direkt auf die Wände aufgebrachten Wegweisern ist auch dieser Bereich optisch recht elegant, aber auch noch nicht vollendet. Wir machten es uns zunächst im oberen Bereich auf dem Fußboden gemütlich. Ca. 20min später begann das Boarding im unteren Teil des Gates und wir konnten uns endlich auf Stühle bzw. Bänke setzen.

größeres Bild Check-In-Inseln, darüber das Decken­kunstwerk „Magic Carpet“ von Pae White

Geraume Zeit in recht stickiger Atmosphäre später war die Übung beendet. Wir wurden zurück zum Hauptpier und durch das Terminal nach draußen geführt, um in die Busse zu steigen. Im Terminal war noch wenig Zeit für ein paar Schnappschüsse. Das war offiziell zwar unerwünscht, aber wen interessierte das jetzt noch, zumal die Übung ohnehin beendet war und wir uns nicht mehr auf das „Passagier-Sein“ zu konzentrieren brauchten.

Abreise

Wo war unser Bus eigentlich? Ratlose Blicke. Es stellte sich heraus, daß durch das ganze Durcheinander und die Verzögerungen ein anderer Trupp unseren Bus bekommen hatte. Gut, kein Problem. Aber halt, was war denn mit unserem persönlichen Handgepäck, welches ja frühmorgens im Bus verbleiben konnte? Nach kurzer Zeit erblickte ich eine unserer beiden Rotkäppchen, die mit suchendem Blick meinen Rucksack in die Höhe hielt … Glück gehabt!

größeres Bild Die Suche nach dem richtigen Bus

Das Abgeben unserer Ausrüstung und Austragen aus der Namensliste verlief ebenso chaotisch. Unsere beiden Damen glänzten wieder durch Abwesenheit. Ein anderer ORAT-Mitarbeiter, der für uns eigentlich gar nicht zuständig war, reagierte denn auch leicht verärgert und verständnislos, daß wir so komplett uns selbst überlassen wurden. Also packten wir unsere Helme und Westen selber in bereitstehende Kartons und schnappten uns die Dankeschön-Beutel mit den kleinen Belohnungen für die Teilnahme am Probebetrieb. Hier hätte man sich problemlos mehrere Beutel nehmen können, aber wir waren ehrlich.

Wir stiegen dann schließlich in den noch verbliebenen Bus, viele wollten einfach nur noch weg. Doch die Merkwürdigkeiten waren noch immer nicht zu Ende: Warum dreht der Bus vor uns jetzt? Auch unser Fahrer wendete kurz darauf ganz langsam und vorsichtig direkt vor dem Terminal. Unter Mißachtung sämtlicher Verkehrsregeln und entlang mehrerer „Einfahrt verboten“-Schilder fuhren wir zurück über die Zufahrt! Wir überlegten schon, was wohl wäre, wenn wir jetzt so weiter bis auf die Autobahn führen …

Kurz vor Verlassen des Flughafengeländes gelangten wir über eine Lücke in der Mittel­leit­planke schließlich doch noch auf die richtige Spur und dann über die Autobahn zurück zum S-Bahnhof Schönefeld.

Fazit

Was für ein Tag! Da nahezu alles schiefgegangen war, was nur schiefgehen kann, wird dieser Probebetrieb wohl unter ferner liefen abgeheftet. Unsere beiden ORAT-Begleiterinnen waren zwar sehr freundlich, aber hoffnungslos überfordert. Auch an vielen anderen Stellen mangelte es diesmal ganz massiv an der Abstimmung und Kommunikation, was im Laufes des Tages zu erheblichem Chaos und zunehmendem Unmut unter den Komparsen führte. Doch viele nahmen die Situationen mit Humor – was bleibt einem anderes übrig.

Spannend war es dennoch wieder, da jeder Probebetriebstag anders verläuft und man sehr schön die Baufortschritte in den einzelnen Bereichen des Flughafens verfolgen kann. Ob die Fertigstellung wenigstens der wichtigsten Bereiche allerdings rechtzeitig zu schaffen ist, darf bezweifelt werden.

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